• Kategorien:


  • Archive:



  • Meta:

  • 30.01.11

    Autor: Eva Maria Meier

    Neues aus dem Märchenland

    Mehrfach ausgezeichneter Hörspiel- und Märchenautor Christian Peitz liest bei der Kolpingfamilie

    „Märchen – och nö!“ Moritz (15) ist skeptisch. Ihn lockt am 28.1. eigentlich nur Aussicht auf eine Übernachtungsaktion der Kolpingjugend ins Haus am Dom. Die zum Auftakt dieser „Märchenhaften Nacht“ stattfindende Autorenlesung von Christian Peitz, zu der rund 40 Zuhörer zwischen 10 und 84 Jahren gekommen waren, interessiert ihn eher mäßig. Doch das ändert sich schnell: Dem 36jährigen Mindener Autor gelingt das Kunststück, in kürzester Zeit das gesamte Altersspektrum zu faszinieren und aufs Amüsanteste zu unterhalten.

    Er eröffnet den Abend mit einer kurzen Einführung zur Märchentheorie von den Brüdern Grimm bis Bettelheim, Volks- und Kunstmärchen sowie dem Unterschied zwischen Märchen und Sagen (die an einem festen Ort verwurzelt sind wie der Rattenfänger von Hameln). Danach werden die Zuhörer Ohrenzeugen einer Premiere: Seine auf einer historischen Sage beruhende Geschichte der Hexe von Dankersen, die mit dem Futtersieb in die Nacht fliegt. Der Knecht will es ihr nachtun, hat sich aber den Spruch nicht richtig gemerkt und so endet sein Experiment mit vielen blauen Flecken und einem kaputten Sieb. Die Hexe, geheimnisvoll aber keineswegs unfair, ist dabei eine typische Figur in Peitz Dichtung: Er spielt in dieser wie in seinen weiteren Geschichten mit der traditionellen Form, der märchentypischen Sprache und den althergebrachten Rollen. So will ein traditionsliebendes Gespenst zwar streng die Geisterstunde beachten, kann aber durchaus mal beim König vorbeispuken, um eine Reform der starren Heiratsregeln für den Prinzen zu erwirken. Der daraufhin einen orientalischen Teppich heiratet… Dass Christian Peitz am Jugendhof Vlotho auch Kurse für „Kreative Problemlösung“ hält, kann man sich bei dieser vor humorvollen Einfällen sprühenden Dichtung lebhaft vorstellen.

    So kam es, dass gegen Ende der Lesung auf Christian Peitz´ Frage, ob er noch ein längeres Märchen oder eine kurze Ballade lesen sollte, die einhellige Antwort lautete: Beides! Und hinterher Jung und Alt mit Büchern und CDs beim Autor anstanden, um diese signieren zu lassen. Als die Eltern am nächsten Morgen ihre Kids abholten, saßen diese noch beisammen und lauschten Jan (20), der las – ein Märchen von einem höflichen Räuber. Natürlich von Christian Peitz.