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Vom Fasten und der Frage nach dem Wozu
„Fasten“ ist gerade zu Beginn der Fastenzeit ein häufig angesprochenes Thema. Es gehört zur Fastenzeit wie die Luftschlange zum Karneval.
Fasten kann man nicht nur durch Verzicht aufs Essen. Fasten kann man auch in dem man weniger sein Smartphone nutzt oder auf unnötige Autofahrten verzichtet. Fasten kann man auch beim Schimpfen oder beim Ausgeben vom Geld.
Auf Lifestyle-Seiten im Internet und in Zeitschriften wird der Verzicht auf etwas als moderne Herausforderung, als ultimativen Selbsttest beschrieben. Verzicht ist „in“! Wer nimmt die Herausforderung an? Wer schafft das sieben Wochen lang? Wer hält so lange durch?
Bei all den trendigen Fastenvorhaben stellt sich aber die Frage nach dem Wozu. Wozu das ganze? Im Fasten steckt nämlich auch immer eine Gefahr. Immer dann, wenn es nur um Selbstbestätigung geht. Wenn es darum geht mit meiner Fastenpraktik nach Außen anzugeben: „Schau mal, was ich für eine Selbstbeherrschung habe!“.
Jesus kritisiert diese Selbstbeweihräucherung bei den religiösen „Profis“ seiner Zeit und nennt sie Heuchler: „Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten.“ (Mt 6,16) Wozu dann also fasten?
Beim Fasten geht es darum, Seele und Körper frei werden zu lassen von Abhängigkeiten: Bestimmt mich der Konsum oder kann ich mich vom Zwang zu konsumieren befreien? Bestimmt mich mein Terminplan, meine Karriere, das Geldverdienen – oder bin ich frei, die Dinge im Leben zu entdecken, die wirklich wichtig sind? Kann ich mich vom Gebrauch bestimmter Dinge frei machen, um Neues zu entdecken und für andere da zu sein? Kann ich mich neu ausrichten und in Gott das Ziel meines Lebens finden?
Das ist nichts, was ich vor mich hertragen kann oder mit dem ich bei anderen angeben kann: Es geht darum, neue Wege zu finden (oder alte wiederzuentdecken), die mein Leben und das der Menschen, mit denen ich zu tun habe, glücklicher und lebenswerter machen. Es geht um nichts weniger als um eine neue Ausrichtung des Lebens, eine Um-kehr: Ich bekehre mich zu einem guten, zu einem besseren Leben und zu Gott, weil Gott das gute Leben aller Menschen will.
„Umkehr“ ist für Jesus keine bittere, traurige oder gequälte Angelegenheit. Sie ist selber Evangelium – gute Nachricht. Deswegen kann man den Satz „Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15) als Zusammenfassung seiner Botschaft lesen: „Fangt neu an, kehrt euch voll Vertrauen zu dieser guten Nachricht!“
Ich wünsche allen Brüdern und Schwestern in der Kolpingfamilie und im gesamten Pastoralverbund „Mindener Land“ eine gesegnete Fastenzeit