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  • Gut 30 Teilnehmer verfolgten das Gespräch zu 500 Jahre Reformation von Superintendent Jürgen Tiemann und Dom-Propst Roland Falkenhahn, das vom Vorsitzenden des Mindener Dombauvereins Hans-Jürgen Amtage im Haus am Dom auf Einladung der Kolping-Familie moderiert wurde.

    Propst Falkenhahn wies gleich zu Beginn darauf hin, dass 500 Jahre Reformation von der Katholische Kirche nicht als Jubiläum betrachtet werden, da mit ihr auch die bis heute bestehende Kirchenspaltung verbunden sei, die kein Grund zum Feiern wäre. Das Gedenkjahr sei jedoch Anlass, auch über die positiven Anstöße der Reformation für die kath. Kirche nachzudenken, die jedoch nicht nur von Luther, sondern auch anderen Reformatoren wie z.B. Johannes Calvin gekommen seien.

    Superintendent Tiemann erinnerte an die zahlreichen Veränderungen des Umgangs der Kirchen miteinander in den letzten 50 Jahren. Gemischt konfessionelle Ehen, die noch in den 50er Jahren fast undenkbar waren, seinen heute Normalität. Die Diskussionen angesichts des Luther-Jahres seien zwischen den Kirchen sehr offen und konstruktiv. Wir sollten deshalb mehr darauf achten, was verbindet und weniger was noch trennt. Er erläuterte, dass Luther die Spaltung der Kirche nicht gewollt habe, sich aber über die Jahrhunderte verschiedene Kirchenkulturen entwickelt haben.  Gerade gegenüber dem jetzigen Papst bestehe jedoch auch in der ev. Kirche eine große Wertschätzung.

    Propst Falkenhahn verwies mit Blick auf die Bibel darauf, dass die Einheit der Kirche heute unser Auftrag sei. Seit der Jahrtausendwende habe man auch die gegenseitige Anerkennung der Taufe erreicht. Neun von zehn Ehen in der kath. Kirche Mindens seien gemischt-konfessionelle Ehen. Unterschiedliche Kirchenkulturen gäbe es auch innerhalb der kath. Kirche. Wenn er als nordeuropäisch geprägter Christ elektrisch blinkende Madonnenfiguren in Italien sieht, würde ihn dies persönlich zwar befremden. Aber wenn es dem Zugang zu einem vertieften Glauben helfen würde, sollten wir die kulturelle Vielfalt der Kirche als Bereicherung betrachten. Im Kern sei das Verbindende für die Katholiken in der ganzen Welt die Eucharistie und der Papst.

    Gerade gegenüber einem fundamentalistischen Islamismus, der Staat und Religion vereinen will, müsse man den Wert der Trennung von Kirche und Staat herausstellen, betonte Tiemann und verwies darauf, dass Kirche sich nicht selbst garantieren könne, sondern vom Evangelium lebe und davon, wie wir es leben. Gerade in existentiellen Fragen, bei Katastrophen und Tod, werde nach der Kirche gefragt, gerade auch von nicht-religiösen Menschen, erklärte Falkenhahn. Die dienende Funktion der Kirche und der Christen gegenüber den Mitmenschen sei die sensationelle Aussage des Christentums in der Welt, so Tiemann.

    Fragen aus dem Publikum wurden einhellig dahingehend beantwortet, dass in einer zunehmend säkularisierten Welt die Christen beider Konfessionen mehr gemeinsam und selbstbewusster auftreten sollten.

    Ulrich Stadtmann, 6. April 2017