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Ein Treffen auf virtueller Ebene ist sicherlich nicht eines jeden Ding, aber ‚Nichts tun’ in Corona-Zeiten kann auch keine Alternative sein. So hat die Kolpingsfamilie Minden kurzerhand zu einem Austausch per Videokonferenz eingeladen.
Etwas mehr als ein Jahr ist seit dem Beginn des Synodalen Weges vergangen, viel Hoffnung geht von ihm aus, viel Skepsis und mittlerweile auch leider viel Frust. Nicht wenige sehen in diesem Weg die einzige Hoffnung, die katholische Kirche noch zu retten.
Diese Hoffnung teilt auch Rosalia Walter, Dipl.-Religionspädagogin. Als Geistliche Leiterin des Kolpingwerkes Deutschland ist sie Mitglied des ZdK und des Synodalen Forums.
Aus Buchloe im Allgäu hat sie sich am Freitagabend der Videoversammlung der Kolpingsfamilie Minden zugeschaltet, der auch Vertreter*innen der KfD, des Pfarrgemeinderats St. Paulus und des Kath. Bildungswerkes beiwohnten.
Ausgehend von der Veröffentlichung der MHG Studie über den sexuellen Missbrauch an Minderjährigen in 2018, erkannten nun auch die Bischöfe, dass die katholische Kirche in Deutschland einen erkennbaren Weg der Umkehr und der Erneuerung braucht.
Rosalia Walter gab einen umfassenden Überblick über das Konzept des Synodalen Prozesses, die Zusammensetzung und Organisationsstrukturen, über Chancen und Probleme des Prozesses sowie über den zeitlichen Ablauf gerade auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. Sie hob hervor, dass Bischöfe, Laien, Vertreter von Verbänden und Gruppen gleichrangig und gleichwertig positioniert sind. Viele beeindruckende und erschütternde Berichte habe es gegeben: von Mitgliedern des Betroffenenbeirates, von Ordensfrauen und auch von jungen Menschen, die die Kirche auch in 30 Jahren noch mitgestalten wollen. Eine solche Begegnung auf Augenhöhe sei bis dahin in der katholischen Kirche noch nicht dagewesen.
Es gibt keine höhere Würde als die Taufe, sagt sie, auch eine Weihe ist der Taufe nicht übergeordnet. So waren z.B. bei der Eröffnungstagung in Frankfurt die Plätze ganz pragmatisch dem Alphabet nach geordnet und nicht nach Klerikern – Laien – u.a. Dieses ermöglichte einen unmittelbaren und ehrlichen Austausch. Nach kurzer Irritation – auch Frau Walter sah sich plötzlich Bischof Dr. Rudolf Vorderholzer gegenüber – wurde spürbar, dass gerade diese Struktur einen Schub für die Kommunikation bot. Man spricht sogar vom „Geist von Frankfurt“ der von dieser Tagung ausginge.
Die Hauptarbeit liegt in den vier Foren 1. „Macht und Gewaltenteilung“; 2. „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe und Sexualität in der Partnerschaft“; 3. „Priesterliche Existenz heute“ und 4. „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“.
Die Mitglieder dieser vier Foren sind aufgerufen, für ihre Themenbereiche Vorschläge für die Synodalversammlung zu formulieren. Dass dies ein sehr mühsamer Weg ist, verdeutlichte sie an einigen Beispielen. Diese Vorschläge werden der Synodalversammlung zur Abstimmung vorgelegt. Kritisch ist sicherlich, dass diese Abstimmungsergebnisse für die Bischöfe nicht verbindlich sind. Man ist sich aber sicher, dass die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden diese Ergebnisse umsetzen wird.
Frau Prof. Dr. Dorothea Sattler, die mit Bischof Dr. Franz-Josef Bode zusammen das Frauenforum leitet, weist immer wieder darauf hin, dass der Synodale Weg jetzt schon ein Erfolg ist. Er ermöglicht offen und ohne Angst über Dinge reden zu können, über die vor nicht allzu langer Zeit kaum jemand gewagt hat nachzudenken, und erst recht niemand sich getraut hätte, dies öffentlich auszusprechen.
Dass der Prozess langwierig und die Erfolge klein sein können, wurde in der anschließenden Fragerunde klar. Dennoch betonte Rosalia Walter, dass die meisten Bischöfe sich heute viel offener und freier äußern und dass im Verlauf des synodalen Weges der Ton deutlicher und konstruktiver geworden sei. Dies mache Hoffnung auf gute Ergebnisse, die in Deutschland Veränderungen bewirken können. Durch die Beobachter aus der ganzen Welt wirke der Prozess auch weit über Deutschland hinaus.
Rosalia Walter machte deutlich, dass die Fragen des Synodalen Weges auch die Themen sind, denen sich jede und jeder Getaufte für sich persönlich stellen muss. So können sie sehr wohl an verschiedenen Stellen Position beziehen und werden gehört. Dies ermutigt. Christinnen und Christen können und müssen auch selbst aktiv werden, dazu braucht es nicht eine Erlaubnis von oben, dazu braucht es eine bewusste Entscheidung. Das Spektrum an grundsätzlich möglicher Gestaltung des Glaubens- und Gemeindelebens durch getaufte Christinnen und Christen sei um ein Vielfaches weiter gefasst, als es vor Ort in den Gemeinden gelebt werde.
PS: In diesem Zusammenhang ein zu empfehlender Link:
Interview mit Erzbischof Hans-Josef Becker zum Synodalen Weg:https://www.erzbistum-paderborn.de/aktuelles/es-zeichnet-sich-ein-erstes-gesamtbild-ab/